Praktisches Lernen in ganz Europa – mit EUCAMMithilfe eines prozessbegleitenden Lernsystems konnten bei DaimlerChrysler in Mannheim vor einigen Jahren 300 Arbeitsplätze gerettet werden, wie Michael Ehrke, Verantwortlicher für Bildungsfragen im Vorstand der IG Metall, erzählt. „Damals zeichnete sich ab, dass die Kabelfertigung für das Unternehmen in Mannheim nicht mehr rentabel ist, und wir haben es geschafft, innerhalb von 6 Wochen 300 Kollegen für die Motorenfertigung umzuschulen.“ Dabei half ein sogenanntes Produktionslernsystem (PLS). Anstelle von theoretischem Unterricht in Seminaren lernten die Beschäftigten die neuen Arbeitsschritte eigenständig direkt an ihren Arbeitsplätzen. Dies geschah mit Hilfe von Computer-Terminals, die über ein Intranet verbunden sind, und an den Arbeitsplätzen der Benutzer aufgestellt werden. In diesem System ist das gesamte Produktionswissen eines Fertigungsbereichs lernerorientiert aufbereitet. Die Arbeiter können dann ihren Lernfortgang eigenständig und flexibel gestalten. Sie werden dabei von sogenannten Lernbegleitern unterstützt. Produktionslernsysteme werden aber nicht in erster Linie in Notsituationen eingesetzt. Die IG Metall betrachtet PLS als eine sehr gute Möglichkeit, die in den
Tarifverträgen vereinbarte Qualifizierung von Arbeitnehmern umzusetzen.
Andererseits könne damit das „Kontinuierliche Verbesserungswesen“ (früher
Betriebliches Vorschlagswesen genannt) noch profitabler werden, da der einzelne
Arbeitnehmer nicht nur lerne, seinen Arbeitsplatz zu beherrschen, sondern auch
die anderen Prozessschritte in seiner Gruppe. Schließlich könne er
mit PLS einen Überblick über die gesamte Wertschöpfungskette erhalten. Allein bei DaimlerChrysler fallen nach Angaben der IG Metall jährlich Übersetzungskosten in Höhe von 28 Millionen Euro an, davon ein Großteil in Technik und Fertigung. „Wenn wir mit Hilfe von EUCAM Sprachbarrieren überwinden, können wir Kosten senken, wovon auch DaimlerChrysler einen ernstzunehmenden Benefit hat“, sagt Michael Ehrke. „Außerdem erkenne ich ein ganz anderes Verhältnis zur Weiterbildung, sowohl bei den Arbeitgebern, als auch bei unseren Leuten.“ Schließlich könnten die Vorgesetzten nun genau identifizieren, wie die Beschäftigten gezielt nutzenstiftend weiterqualifiziert werden können, da sich die Qualifizierung an der Prozesskette orientiere. Nach der Einführungsphase werde sich ein Konsortium bilden, dass EUCAM auch an andere Automobilhersteller und Produktionsbetriebe in verschiedenen Branchen vertreibt. Neben DaimlerChrysler, LTC und der IG Metall sind die European Metalworkers Federation (EMF), die Softwareberatungsgruppe Infoman, die Dekra Akademie, EDAG Hungary Kft und UAB LKSoft Baltic an der Entwicklung von EUCAM beteiligt. Stephan Balling All text is available under the terms of the GNU Free Documentation License. |
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